Arbeitsklima Index April 2019
Teilzeit ist weiblich – Ein Viertel möchte mehr arbeiten
Acht von zehn Teilzeitjobs in Österreich sind – den alten Rollenbildern gemäß – in Frauenhand, und zwar vorwiegend im Handel, in der Gastronomie und im Gesundheitswesen.
Fast 1,1 Millionen Menschen waren im Jahr 2018 in Österreich teilzeitbeschäftigt – davon rund 200.000 Männer und 885.000 Frauen. Diese ungleiche Verteilung deutet auf das immer noch vorherrschende Zuverdienermodell bei Paaren hin: Der Mann arbeitet Vollzeit, die Frau kümmert sich neben ihrem Teilzeitjob um Haushalt und Kinder. Insbesondere nach Geburt des ersten Kindes verfestigt sich dieses traditionelle Erwerbsverhalten: Während die Frauen ihre Arbeitszeit zugunsten familiärer Verpflichtungen reduzieren, leisten die Männer in ihren Vollzeitjobs sogar noch mehr Überstunden.
Nach der Babypause in die Teilzeit
Die typische Teilzeitbeschäftigte ist zwischen 35 und 44 Jahre alt, hat eine berufsbildende mittlere Schule absolviert, zwei bis drei Kinder zur Welt gebracht und arbeitet als Angestellte im Gesundheits- und Sozialbereich. Auch im Handel und in der Gastronomie sowie im Unterrichtswesen und im Dienstleistungsbereich liegen die Teilzeitquoten bei rund 40 Prozent.
Teilzeitkräfte schätzen die bessere Zeiteinteilung und Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Sie machen seltener und weniger Überstunden, sind zufriedener mit der Arbeitszeitregelung im Betrieb und haben weniger Zeitdruck als Vollzeitkräfte.
Einkommen reicht oft nicht
Auf der anderen Seite überwiegen aber die Nachteile: 45 Prozent der Teilzeitbeschäftigten sind mit ihrem Einkommen mittel bis gar nicht zufrieden – unter Vollzeitkräften sind es 31 Prozent. Fast zwei Drittel der Teilzeitbeschäftigten kommen kaum oder gar nicht mit dem Einkommen aus – gegenüber 44 Prozent bei den in Vollzeit arbeitenden Beschäftigten. Auch die eigene soziale Position und die Rechte als Arbeitnehmer/-in sehen Teilzeitkräfte etwas negativer. All das führt dazu, dass 14 Prozent der Teilzeitbeschäftigten den Beruf komplett wechseln wollen – bei den Vollzeitkräften streben nur sieben Prozent einen kompletten Jobwechsel an.
Mehr oder weniger?
Dass Teilzeit immer gewollt ist, lässt sich aus den Daten des Arbeitsklima Index nur bedingt ablesen. Fast drei Viertel der Frauen, die Teilzeit arbeiten, sind mit ihrer jetzigen Arbeitszeit zufrieden – aber immerhin ein Viertel möchte mehr Stunden arbeiten. Nimmt man die vollzeitbeschäftigten Frauen dazu, sagen 45 Prozent, dass sie sich eine Arbeitszeit von weniger als 36 Stunden wünschen. Das heißt aber: Mehr als die Hälfte will mehr arbeiten.
Grafik: Zufriedenheit und Belastungen: Vollzeit vs. Teilzeit © -, Arbeiterkammer Oberösterreich